125 Jahre SPD Gerlingen

Veröffentlicht am 07.05.2017 in Ortsverein

Landesvorsitzende Leni Breymaier und SPD Ortsvorsitzender Joachim Thomas

SPD ist Rückgrat der Demokratie" titelt die Ludwigsburger Kreiszeitung, deren Artikel nachfolgend zitiert wird

 

Die SPD in Gerlingen feierte ihr 125-jähriges Bestehen im Bürgersaal. Die große Zufriedenheit über das Wiedererstarken der Sozialdemokratie war spürbar, nicht zuletzt, weil Martin Schulz von ausliegenden Buttons und Postkarten lächelte.

 

Abheben aber, so der Tenor am Freitagabend, wolle man nicht. Ein bisschen Kitsch indes durfte wohl sein: „Tage wie diese“, der rührselige Hit der Toten Hosen, wehte im Akustikgitarrengewand der Band Hidden Champions durch den Saal. Knapp 40 Leute waren zur Jubiläumsfeier gekommen, darunter als Ehrengäste Leni Breymaier, Landesvorsitzende der SPD, und Macit Karaahmetoglu, SPD-Kreisvorsitzender.

Kein rauschender Festakt also, sondern ein bescheiden-solidarisches Zusammenstehen. Für Wahlkampf, merkte Breymaier an, sei die Veranstaltung nicht der richtige Anlass. Die sozialdemokratischen Werte aber hielt man hoch. „Immer wenn es der Demokratie schlecht ging, ging es auch der SPD schlecht“, zitierte Leni Breymaier SPD-Urgestein Erhard Eppler. Umso wichtiger erscheint der SPD der Wahlsieg.

Breymaier war bester Stimmung. Schulz bringe Power, Kraft und Selbstbewusstsein. „Jede Woche 100 neue Mitglieder, das ist wirklich irre – toll!“ Schulz habe das Thema Gerechtigkeit nicht erfunden, aber er biete eine Projektionsfläche. Und den Schlüsselsatz: „Wir müssen die Leute in ihrer Lebenswirklichkeit wahrnehmen.“ Es gelte, Menschen ernst zu nehmen und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihren Alltag zu organisieren.

Bei aller Zuversicht mahnte sie auch, das Große im Blick zu halten. Das Große, das ist für sie vor allem Europa. Breymaier zählt sich zur ersten Generation nach dem Zweiten Weltkrieg, die in Frieden lebe – für sie keine Selbstverständlichkeit. „Wir müssen dem Friedensversprechen das soziale Versprechen hinzufügen – ohne geht‘s nicht“, meinte die Landesvorsitzende. Knapp die Hälfte sei „komisch drauf“ – denen müsse man Paroli bieten. „Wir müssen, wenn uns jemand dumm anquatscht, ein bisschen Courage haben: einfach mal was dagegen halten.“

Emotional wurde ihre Rede zu dem von Rechtsnationalen angeprangerten „Establishment“. Sie nannte es eine Diffamierung von Menschen, die sich für ihre Gemeinde einsetzten und bis spät abends für die Gestaltung der Zukunft ihrer Gemeinde in Sitzungen verbringen. „Das muss man sich von Grasdackeln nicht sagen lassen. Das Leben findet hier statt!“

Joachim Thomas, Gerlinger SPD-Ortsvereinsvorsitzender, hatte einen Rückblick auf die lange Historie der SPD mit Höhen und Tiefen gegeben. In der Bilderschau waren Persönlichkeiten wie Fritz Heimsch, der um 1928 die „Sozialistische Arbeiterjugend“ gründete, sowie Günther Grass, Gerhard Schröder und Andrea Nahles, die in Gerlingen vorbeischauten, zu sehen.

„Der Alltag ist nicht der Bundestag“, zitierte Bürgermeister Georg Brenner Schulz. Und die Erkenntnis, so Brenner, habe wohl auch schon „die Herrschaften 1892 um Johannes Heck angetrieben“. Seit dem 27. Januar 1946 habe die SPD stets eine eigene Liste in den Gemeinderat entsandt.

Mit Blick auf die Städtepartnerschaften zitierte Brenner einmal mehr Schulz, der „fast resignierend gesagt“ habe: „Der Erfolg ist national, der Misserfolg europäisch.“ Damit habe Schulz leider momentan sehr recht. „Gerlingen, davon bin ich überzeugt, wird als Graswurzel des europäischen Miteinander bestehen bleiben“, so Brenner.

Macit Karaahmetoglu erinnerte an „die große Idee“ vor 154 Jahren, deren Grundwerte immer noch fortgeführt würden. Er sieht die SPD als „bedeutsames Rückgrat für die Demokratie“. Ziel sei es, gemeinsam für die Menschen einzutreten. Nun sei es „an der Zeit, die Wähler zu überzeugen“.