Senioren-WG im Träuble-Areal?

Veröffentlicht am 22.09.2015 in Fraktion

Barbara Günther, Frank Moll, Brigitte Fink

Was wird aus 120m² städtischer Wohnfläche im Träuble Areal?

Derzeit wird im Gemeinderat über die Verwendung städtischer Wohnflächen im Träuble-Areal diskutiert. Wir freuen uns sehr, dass der Bürger-Treff e. V. das Angebot der Stadt, in moderne Räumlichkeiten im Träuble-Areal umzuziehen, angenommen hat. Wir glauben, dass das Träuble-Areal dem Bürger-Treff gute Entwicklungsmöglichkeiten für die vielfältigen Angebote des Vereins bietet. Insgesamt rund 300 m² werden dem Bürger-Treff künftig zur Verfügung stehen.

Daneben verfügt die Stadt über weitere ca. 120 m² Wohnfläche, bei der noch nicht abschließend entschieden ist, wie sie genau genutzt werden soll. Nach einem Gemeinderatsbeschluss vor der Sommerpause steht lediglich fest, dass die Fläche als Wohngemeinschaft (WG) genutzt werden soll. Offen ist dagegen noch, ob die WG für Senioren oder für junge Menschen angeboten werden soll. Unserer Meinung nach ist eine Senioren-WG im Träuble-Areal sinnvoller. Das haben wir bereits vergangene Woche im Gerlinger Anzeiger deutlich gemacht. Wir möchten unseren Standpunkt im Folgenden noch einmal näher begründen:

Seit Jahren steigt in Gerlingen der Wohnraumbedarf pro Kopf an. Wir glauben, dass ein Teil dieser Entwicklung einem natürlichen „Wohnraum-Lebenszyklus“ folgt. Junge Familien ziehen in eine große Wohnung oder ein großes Haus ein. Die Kinder werden erwachsen und ziehen aus. Die Eltern bleiben und nutzen den großen Wohnraum nur noch zu zweit – im Laufe der Zeit vielleicht auch nur noch alleine, wenn ein Partner stirbt. In solch einem fortgeschrittenen Teil im Lebenszyklus befinden wir uns derzeit. Begonnen hat dieser Zyklus in den 70er Jahren. Heute ist Gerlingen die älteste Gemeinde im Landkreis.

Bekanntermaßen sind die freien Flächen in Gerlingen, die eine zusätzliche Wohnbebauung erlauben, begrenzt. Um Gerlingen insbesondere für junge Familien attraktiver zu machen und den Altersdurchschnitt der Gerlinger Bevölkerung wieder zu senken, müssen wir auf den verfügbaren Flächen bezahlbaren Wohnraum schaffen. Insbesondere der Bruhweg eignet sich unserer Meinung nach hierfür. Darüber hinaus ist es für uns aber auch wichtig, gesunden Senioren, die selbstbestimmt – aber nicht allein – wohnen möchten, in der Gerlinger Innenstadt moderne und altersgerechte Wohnangebote machen zu können. Das gelingt mit einer Senioren-WG. Diejenigen, die in einer solchen WG wohnen möchten, sollen auch die Möglichkeit dazu haben. Durch ihren Umzug werden in Gerlingen gleichzeitig möglicherweise größere Wohnungen oder Häuser insbesondere für junge Familien frei. Einen solchen Effekt gibt es nicht, wenn im Träuble eine WG für junge Menschen geschaffen wird.

Die Schaffung von Senioren-WGs in der Innenstadt ist für uns ein Ziel, weil kurze Wege insbesondere für Senioren wichtig sind. Nur so gelingt über kurz oder lang die Teilhabe am öffentlichen Leben. Junge Menschen sind nicht in diesem Maße auf fußläufig erreichbare Einkaufsmöglichkeiten, ärztliche Versorgung usw. angewiesen. Gleichzeitig sind Flächen in der Innenstadt erfahrungsgemäß (noch) teurer als Flächen in den äußeren Wohngebieten. Da jüngere Menschen, insbesondere Auszubildende und Studierende tendenziell ein geringes Einkommen haben, wäre der Subventionsbedarf einer WG für junge Menschen in der Innenstadt höher als bei einer vergleichbaren WG an anderer Stelle.

Eine WG für junge Menschen im Träuble-Areal wäre im Ergebnis eher Symbolpolitik als eine dauerhafte und tragfähige Lösung des Wohnraumproblems. Der Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum ist weit größer als drei oder vier Zimmer. Die Lage in der Innenstadt kann sinnvoller durch eine Senioren-WG genutzt werden. Bei dieser Lösung würden beide Zielgruppen profitieren.

Für die SPD-Fraktion

Frank Moll