Initiative des katholischen Religionskurses der Klasse 10 des Robert-Bosch-Gymnasiums

Veröffentlicht am 05.03.2011 in Fraktion
Fraktion 2010
Roger Lutz, Barbara Günther, Frank Moll, Brigitte Fink

Warum der Antrag auf Ergänzungsinformationen an Straßenschildern der Richthofen-, Immelmann-,Otto-Weddigen- und Boelkestraße von der SPD-Fraktion unterschiedlich entschieden wurde.

Erklärende Straßenschilder für die Richthofen-, Immelmann-, Otto-Weddigen- und Boelckestraße

Bei seiner Sitzung am 23. Februar hatte der Gemeinderat darüber zu beschließen, ob unter die genannten Straßennamen erklärende Hinweisschilder angebracht werden sollen. Zurück geht der Antrag auf eine Initiative des katholischen Religionskurses der Klasse 10 des Robert-Bosch-Gymnasiums. Es stand zur Entscheidung, ob z. B. für die Richthofenstraße eine Tafel mit folgenden Zeilen angebracht werden soll: „Manfred Freiherr von Richthofen 1892 – 1918 / Jagdflieger im I. Weltkrieg / Straße von den Nationalsozialisten so benannt / Sein Name wurde zur Kriegsvorbereitung instrumentalisiert“

Wir möchten uns beim Religionskurs nochmals für das große Engagement bedanken. Wie die Schülerinnen und Schüler das Thema aufbereitet und vorgetragen haben, hat uns alle sehr beeindruckt. Ihre Präsentation wurde sogar von der Bundeszentrale für politische Bildung ausgezeichnet.

Die SPD-Fraktion war bei dem Thema geteilter Meinung. Barbara Günther und Frank Moll stimmten für den Antrag, Brigitte Fink und Roger Lutz dagegen. Wir wollen an dieser Stelle die unterschiedlichen Meinungen darstellen und unsere persönlichen Entscheidungen begründen.

Für die Anbringung der Tafeln:
Es wird für heute und künftig aufwachsende Generationen bald nicht mehr möglich sein, mit Zeitzeugen über die Weltkriege zu sprechen. Gerade darum, ist es wichtig, an die Geschehnisse von damals zu erinnern.
Die vier Straßennamen und deren Ursprung sind von damals übrig geblieben und zeugen heute noch von dem Einfluss, den das Dritte Reich auch in Gerlingen hatte. Die Nazis haben 1937 per Dekret überall im Land Straßen bewusst nach bekannten Soldaten des I. Weltkriegs benannt, um letztlich den Krieg vorzubereiten; dies geschah rund 20 Jahre nach deren Tod.
Tafeln, die diesen Sachverhalt erläutern, sind durchaus sinnvoll. Dabei kommt es jedoch vor allem auf deren Inhalt an. Der Textvorschlag ist das Ergebnis einer ausführlichen Diskussion und gut gelungen, da er historische Tatsachen treffend beschreibt. Darüber hinaus ist die Chance recht hoch, dass Fußgänger die Tafel lesen, vielleicht auch nur im Vorbeigehen.

Gegen die Anbringung der Tafeln:
Die vier Straßennamen waren in regelmäßigen Abständen Thema in Gemeinderatssitzungen. Bisher ging es immer um die Frage, ob die vier Straßen umbenannt werden sollen. Die Entscheidungen hat man sich dabei nie leicht gemacht; so wie auch heute.
Tafeln bieten kaum genügend Fläche, um die komplexen historischen Sachverhalte so darzustellen, dass es dem Thema gerecht wird. Stattdessen greifen Sie Einzelheiten isoliert heraus, ohne den Gesamtzusammenhang verständlich machen zu können.
Eine große Schwierigkeit bei der Formulierung liegt darin, dass ein Text immer im gerade vorherrschenden Zeitgeist interpretiert wird. Dies macht es schwierig nach einer so langen Zeit, rückblickend einen historischen Sachverhalt neutral darzustellen bzw. objektiv zu bewerten. Heute verbinden wir z. B. mit dem Beruf des Soldaten andere Dinge als zu Zeiten des Kaiserreichs.
Dieses Problem lässt sich nur dadurch lösen, dass man das Thema ausführlicher darstellt. Dies wäre etwa im Straßenverzeichnis des örtlichen Telefonbuches besser möglich.